SG NARVA Berlin e.V.

Mit Fairplaypokal aber ohne Punkte nach Hause

HF BW Spandau 2000 – 3. Männer 28:24 (15:10)

Ganz egal, wie die sportlichen Saisonziele aussehen mögen, es gibt immer dieses eine Spiel im Jahr, welches man sich rot im Kalender anstreicht. Auswärts gegen Blau-Weiss Spandau. Man fährt nicht an den „Arsch der Welt“ (Flugplatz Gatow), um dort Punkte zu lassen.

Zur Vorgeschichte des Spiels, das eigentlich schon Anfang Februar stattfinden sollte, aber Spandau bat um Verlegung, da sie keine spielfähige Mannschaft zusammen bekamen. Leider stellte sich das als Fehler heraus, denn ausgerechnet in der Woche vor diesem wichtigen Spiel kamen bei uns mit jedem Tag neue Erkältungen oder Verletzungen (in der Montageanleitung für’s Regal stand was von Handschuhe tragen) hinzu, und auch Trainer Dirk war verhindert, sodass wir heute sicherlich nicht unser volles Potential abrufen konnten.

Da die Tabellensituation auch noch denkbar knapp war und beide Teams mit einem Auge Richtung Aufstieg in die Landesliga schielen, durften wir uns über unverhoffte Verstärkung freuen. Ein großer Dank geht an Frank Morawetz, der uns heute mit all seiner Erfahrung und seinem geballten Handballwissen angeleitet hat.

Hinein ins Spiel. Die Anfangsphase gehörte klar den Gastgebern, die uns nach den ersten 10 Minuten beim Stand von 7:2 bereits eine Auszeit abverlangten. Wir brauchten heute lange, bis wir Ordnung in unser Abwehrspiel fanden. Insbesondere gegen den gegnerischen Halblinken (Möwes) sah unsere Abwehr überfordert aus und wir fanden zu keinem Zeitpunkt ein geeignetes Gegenmittel, dessen Torgefahr zu entschärfen. Mit der Auszeit fanden wir dann endlich auch zu unserem Spiel. Pippo konnte ein paar Mal Jens sehenswert am Kreis in Szene setzen, gutes Rückzugsverhalten und gute Arbeit im Mittelblock ließen den Abstand auf 10:6 verkürzen. In den letzten 10 Minuten der ersten Halbzeit folgte dann ein offener Schlagabtausch, bei dem Spandau ein bis zwei Tore vorlegte und wir jeweils nach zogen (13:9, 14:10). Leider hatten wir in dieser Phase ein paar individuelle Fehler im Passpiel, oder unvorbereitete Würfe, die der gut aufgelegte gegnerische Torwart parieren konnte. So ging es mit 15:10 in die Pause.

In der zweiten Hälfte erwischten wir den besseren Start. Belle aus dem Rückraum und Ben von Rechtsaussen sorgten für Gefahr, und spätestens beim Stand von 16:13 (35. Min.) war uns allen klar, hier ist noch gar nichts entschieden. Das Spiel wurde jetzt ruppiger, was der Schiedsrichter mit zahlreichen 2-Minuten-Strafen und 7-Metern quittierte. So kamen wir einige Male ins Überzahlspiel. Mäuschen, heute sicher vom Punkt, brachte uns auf 18:16 (41. Min.) heran. Und genau in dem Moment, als wir Morgenluft schnupperten, als wir drauf und dran waren, das Spiel vielleicht zu drehen, versagten die Nerven. Manche unserer Spieler hielten dem Druck nicht stand und spielten auf einmal überhastete Tempogegenstöße sowie schlechte Pässe, versuchten vorschnell und unvorbereitet abzuschließen, oder bekamen 2-Minuten wegen absichtlichem Ballwegrollen. So wurden leichtfertig die Chancen in Überzahl verschenkt. Wieder in Vollzahl erinnerten sich die Spandauer dann nochmals an ihre handballerischen Qualitäten und zogen auf 28:22 weg, ehe Belle und Phong den 28:24 Endstand herstellen konnten. Man muss noch dazu sagen, dass unsere beiden Torhüter das ganze Spiel hindurch immer wieder wichtige Bälle halten konnten, und uns so überhaupt erst im Spiel hielten. Unterm Strich geht der Sieg für Spandau in Ordnung. Wir mussten heute viel Arbeit investieren und uns jedes Tor kämpferisch erarbeiten. Die Spandauer Truppe hingegen zeigte mehr Leichtigkeit im Spiel und kam im Vergleich zu uns schneller und effektiver zu ihren Toren.

Leider haben die Blau-Weissen auch an diesem Spieltag wieder einmal unter Beweis gestellt, warum sie schon seit Jahren nicht gerade unser Lieblingsgegner sind. Im gesamten Spielverlauf fanden sich zahlreiche Aktionen, die die Grenze des Sportlichen überschritten. Der Unparteiische war zwar stets bemüht, zumindest Aktionen wie Ellenbogen ins Gesicht oder konstantes Klammern am Hals Einhalt zu gebieten und mit Zeitstrafen zu ahnden, musste aber leider ohne zweiten Schiedsrichter auskommen. Daher blieben viele Vergehen unentdeckt und ohne entsprechende Bestrafung. Einzig positiv in diesem Zusammenhang sei erwähnt, dass unser gesamtes Team sich trotz der ständigen Provokation nicht zu derlei unsportlichem Verhalten hinreißen ließ und trotz allem versuchte, das Spiel mit fairen Mitteln zu seinen Gunsten zu gestalten.

Wir fuhren an den „Arsch der Welt“ und sind ohne Punkte zurückgekommen. Fairerweise muss das Fazit aber lauten, dass wir genug Chancen hatten, um das Spiel drehen und vielleicht auch gewinnen zu können. Es fehlte ein wenig Glück, und vor allem Ruhe und Cleverness in den entscheidenden Phasen. Unser Restprogramm bleibt mit Adler, CHC, Buckow und Lichtenrade weiterhin spannend. Wir werden uns unter der Woche konzentriert auf die kommende Partie gegen Adler vorbereiten, um uns dann mit einem Sieg wieder in Richtung der vorderen Tabellenplätze zu orientieren. (by TD)

Tor: Fließ (1-44), Dreiseitel (45-60)
Feld: Bellinghausen (6), Jurzitza (4/4), Brenner (3), Wunderle (3), Gutekunst (2), Hoang (2), Straub (2/3), Denker (1), Wilke (1), Örtel, Sitzmann
Trainer: Morawetz